Dass die Gruppe um Sängerin Inauen und Synthesist Hug die Regeln kennt, steht ausser Frage. Glasklar strukturierte Songs, das kurze Stocken vor dem Abrissrefrain, die Ehrenrunde zum Schluss. Die Herren im Hintergrund vertrauen auf die Wirkung ihrer sorgfältig platzierten Klänge, die im Hall anschwellen zur grossen Geste. Wie eine anmutige, traurige Weide steht vor ihnen die Sängerin und singt ohne Theater dramatische Hymnen mit ihrer hypnotischen und wunderlich näselnden Stimme, die klingt, als wäre sie ständig etwas erklältet. LEN SANDER gehört fraglos wohlverdient zu den exportieren Ausrufezeichen der hiesigen Popszenerie – und das nicht erst, doch vermehrt seit dem neuesten Werk «Woman On The Run».
Mit der Eleganz des Traumwandelns, ganz so, wie ein Maler seinen Pinsel über Leinen führt und ein Blinder Sinn gewinnt aus Tupfen, so knüpfen EAST SISTER aus Basel ihre Lieder. Die drei Querköpfe Schenk, Fries und Dinkel wickeln Pop in Sorgfalt und uns um den Finger, schlagen Finten, wagen Brüche und fertigen ganz und gar gescheite Stücke, cinéastische Miniaturen, deren Brillanz darin aufscheint, dass man ihnen die Beflissenheit nicht anmerkt. Unter der nur scheinbaren Seidendecke aber wartet die Lust an der Verzettelung und die Liebe zum Zerwürfnis. EAST SISTER tauchen unter in Hall und Rauch, schlaufen ein und fädeln aus. (mrk)