Grundsätzliches
«Awareness» als Begriff wird im Kontext von übergriffigem Verhalten im Nachtleben verwendet. «To be aware», heisst auf Deutsch «sich bewusst sein». Es soll ein Bewusstsein bzw. Sensibilität an einem Ort geschaffen werden, um dadurch das Zusammensein angenehmer und sicherer zu machen. Es bedeutet auch, dass man eigene Verhaltensweisen überdenken und reflektieren muss, was anstrengend und unangenehm sein kann. Awareness zu schaffen und entsprechendes Handeln durch die Mitarbeitenden im Nachtleben zu erreichen, ist sehr wichtig, damit sich so viele Menschen wie möglich an einem Ort wohlfühlen können. Gerade in einem Nachtclub, wo viele verschiedene Menschen zusammenkommen, ist ein Awareness-Konzept essenziell.
Rassismus
Rassismus ist eine Form von Diskriminierung in Bezug auf Hautfarbe, Herkunft, Religion, Race. (Achtung: Man spricht hier nicht von «Rasse»). Dabei ist Rassismus nicht erst Thema, wenn es zu Handgreiflichkeiten aufgrund von oben genannten Gründen kommt.
Auch ungefragtes In-die-Haare-Greifen oder bestimmte Begrifflichkeiten – wir alle haben wahrscheinlich die Diskussion rund um die Süssigkeit «Schokokuss» mitbekommen – gehören dazu. Wichtig ist, dass wir verstehen, dass Rassismus systematisch ist. Das heisst «in unserer Gesellschaft verankert». Darum ist es wichtig, sich mit (erlerntem) Rassismus auseinanderzusetzen, und aktiv antirassistisch zu handeln.
Sexismus
Sexismus ist eine Diskriminierungsform in Bezug auf das Geschlecht. Das Geschlecht ist keine Voraussetzung für Können oder Nicht-Können, Sein oder Nicht-Sein.
Sexismus basiert also vor allem auf stereotypen Annahmen und ist auch systematisch.
«Geschlecht» ist nicht gleich «Gender». Gender beschreibt auf einer wissenschaftlichen Ebene das sozial konstruierte Geschlecht und auf einer aktivistischen und persönlichen Ebene die Geschlechtsidentität einer Person.
Sexistisch ist es z.B., wenn ein Gast die Anweisungen einer Türsteherin nicht befolgt, die des Türstehers jedoch schon.
Homofeindlichkeit
Homofeindlichkeit ist eine Form von Diskriminierung in Bezug gegen schwule, lesbische, bisexuelle Menschen. Das beinhaltet selbstverständlich nicht nur physische Gewalt, sondern auch Verbale Äusserungen und vermeintliche «Haltungen».
Transfeindlichkeit
Transfeindlichkeit beschriebt eine Diskriminierungsform in Bezug auf trans* Menschen.
Das beinhaltet selbstverständlich nicht nur physische Gewalt, sondern auch verbale Äusserungen und vermeintliche «Haltungen».
Das Gegenteil von Trans ist Cis. Cis-Menschen – also Cis-Frauen und Cis-Männer – sind mit dem Geschlecht, welches ihnen bei der Geburt attestiert wurde, einverstanden und identifizieren sich als Mann respektive Frau. Beispiel: Lisa kommt auf die Welt. Die Ärztin sagt: «Es ist ein Mädchen!» im späteren Verlauf ihres Lebens findet Lisa immer noch, dass sie ein Mädchen bzw. eine Frau ist: Lisa ist eine Cis-Frau.
Ableismus
Ableismus beschreibt eine Diskriminierungsform in Bezug auf Menschen mit Behinderung. Ableistisch ist es z.B., wenn Orte oder Institutionen nicht barrierefrei zugänglich sind. Das heisst bei uns konkret, dass Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, explizit auf fremde Hilfe angewiesen sind, um ins ISC zu gelangen. Wir bieten zwar an, dass man sich als Rollstuhlbenutzer*in im Voraus melden kann und eine Begleitperson gratis mitnehmen kann. Jedoch ist es trotzdem wichtig, anzumerken, dass dieser Ausschluss bzw. diese Einschränkung ableistisch ist.
Ableismus betrifft aber auch Menschen, die nicht sichtbar von einer Behinderung betroffen sind. Dazu gehört unter anderem das Thema der mentalen Gesundheit.
Physische Gewalt
Dieser Punkt scheint wohl am offensichtlichsten. Schlägereien und jegliche Form physischer Gewalt werden nicht toleriert. Entweder finden die beteiligten Personen (mit Hilfe der Türstehenden) eine friedliche Lösung oder die Person(en) müssen sowohl Club als auch Areal verlassen.
Übergriffe jeglicher Art
Ein Übergriff ist eine Grenzverletzung. Übergriffe können sich auf obenstehende Punkte beziehen. Es gibt also rassistische, sexistische, ableistische, transfeindliche Übergriffe und es existieren natürlich auch Mischformen. Das bedeutet, ein Übergriff kann sowohl rassistisch und sexistisch motiviert sein.
Übergriffe können von Blicken, über Worte, bis zu physischen Taten reichen. Was eine Person als Flirt auffasst, ist für eine andere Person bereits eine Grenzüberschreitung. Entscheidend ist die Auffassung der sich bedrängt fühlenden Person. In diesem Kontext kann deshalb nur gelten: NUR JA HEISST JA. Das wird «Konsens» genannt.
Natürlich gehen Partys oft Hand in Hand mit dem Konsum von Alkohol oder anderer Substanzen einher, was auch in Ordnung ist, solange die Grenzen anderer Menschen respektiert werden (können). Andererseits darf dieser Umstand nie als Ausrede oder zum Herunterspielen eines Übergriffes benutzt werden.
In unserem Fall heisst dies eindeutig, dass die übergriffige Person das Lokal verlassen muss- es sei denn, die betroffene Person wünscht sich eine andere Intervention.
Essenziell ist, dass der Übergriff von der betroffenen Person als solcher definiert wird und dass die vom Übergriff betroffene Person ernst genommen wird. Für eine Person ist ein Blick nur ein Blick. Für eine andere Person ist dieser Blick sehr unangenehm, verletzend oder übergriffig.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass das ISC ein Nachtclub ist. Wir sind weder eine Strafverfolgungsbehörde noch psychiatrisches Fachpersonal, und wir haben einen Arbeitsauftrag zu erfüllen. Je nach Umständen und Art des Übergriffes ist es angebracht, sofort professionelle Hilfe zu holen. In diesem Kontext ist vor allem auf die Möglichkeit der anzeigelose Beweissicherung im Insel-Spital zu verweisen.
Weitere Anlaufstellen:
- Lantana (Fachstelle Opferhilfe bei sexualisierter Gewalt)
- Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann (und LGBTIQ Menschen der Stadt Bern)
- Inselspital (Zentrum für sexuelle Gesundheit Bern)
- Brava (Beratung für Betroffene und Angehörige geschlechterspezifischer Gewalt – spezialisiert auf Intersektionalität)
- Gggfon (Meldestelle für Fälle von Diskriminierung)
- Kriseninterventionszentrum KIZ, UPD Bern
- Jugendnotschlafstelle Pluto
- NAG, Notaufnahmegruppe für Jugendliche
- AppElle! (Hotline der Frauenhäuser – bei häuslicher Gewalt)
- Checkpoint Bern (für LGBTQIA+)
Fotografieren/Filmen
In einem Club zu fotografieren oder zu filmen ist immer etwas heikel. Im Kontext von Party, Alkohol, Substanzen und Exzess, ist es logisch, dass es Gäste gibt, die nicht fotografiert oder gefilmt werden wollen. In einem engen Raum wie dem ISC, ist es kaum zu vermeiden, dass keine weiteren Personen ausser dem «gewünschten Sujet» auf dem Foto oder Video zu sehen sind.
Es ist verständlich, möchtest du ab und an Fotos und Videos deiner Lieblingsband machen. Nimm dabei jedoch Rücksicht auf andere Besuchende und Mitarbeitende, welche lieber nicht auf deinem Video oder Foto verewigt sein möchten.
Das Fotografieren oder Filmen von Mitarbeitenden ist streng untersagt.
Strobolicht
Im ISC wird regelmässig Strobolicht eingesetzt.
Awareness Mailadresse
Unter der Awareness-Mailadresse können Vorfälle auch im Nachhinein noch gemeldet werden: (awareness@isc-club.ch).